Selbstverständnis und Miteinander am PIN

Psychodynamische Psychotherapieverfahren leisten einen wesentlichen Beitrag zur psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland. 
Sie werden das auch weiterhin tun, sofern sie mit wissenschaftlicher Forschung, zeitgemäßer Theoriebildung und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen im lebendigen Dialog bleiben.
 
Psychodynamische Konzepte und Arbeitsweisen sind im bald 130-jährigen psychoanalytischen Theoriekorpus verwurzelt, und sind über diese hinausgewachsen.
 

Psychoanalyse ist doch veraltet, oder? Wie kann man sich moderne Psychoanalyse vorstellen?

Die darin formulierte therapeutische und wissenschaftliche Perspektive und Haltung haben sich im Laufe des letzten Jahrhunderts von einer ausschließlichen Untersuchung individueller Innenwelten hin zu einer Form von Beziehungsanalyse entwickelt, welche das intersubjektive Miteinander von subjektiven Innen- und Außenwelten fokussiert. Die daraus abgeleiteten Theorien können auf ein breites Themenspektrum angewandt werden, von soziologischen Phänomenen, über die Interpretation von Kunst, bis hin zum globalen Umgang mit der Klimakrise – und nicht zuletzt auch auf die multifaktorielle Entstehung von psychischen Störungen. Gerade die Entwicklung von einer Position von „Deutungshoheit“ hin zur „Perspektivenvielfalt“ und „Miteinander“ macht diese Ansätze fruchtbar und nachhaltig, über die Behandlung von neurotischen Störungen hinaus.
PIN ist 2005 gegründet worden, um ein modernes Verständnis von psychodynamischem Denken und Arbeiten zu fördern, und zu deren Erhalt in der Versorgungslandschaft einen Beitrag zu leisten.
 

Welche Unterschiede gibt es zwischen den Anwendungsformen psychodynamischer Verfahren?

Aus unserer Sicht befinden sich die unterschiedlichen psychodynamischen Verfahren auf einem Kontinuum, auf dem jede Anwendungsform einen ebenbürtigen Platz besitzt. Das Fundament unserer Aus- und Weiterbildung ist die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, dazu bieten wir seit vielen Jahren Aus- und Weiterbildungen in analytischer Psychotherapie/Psychoanalyse und psychodynamischer Gruppenpsychotherapie an. Nach dieser Vorstellung kann eine psychodynamische Haltung in jeder Anwendungsform erlernt werden und bereits in einer einzelnen Begegnung zum Ausdruck kommen.

Der Fokus auf Beziehung und Perspektivenvielfalt prägt auch das Miteinander am PIN.

Bedeutet Psychoanalyse nicht 'ewig klein bleiben'?

Wir bemühen uns um eine stetige Reflexion von hierarchischen Strukturen und Machtdynamiken in unserer Institution und leben auch im Lehr-Lern-Verhältnis Augenhöhe zwischen Kolleg*innen in und nach Aus- und Weiterbildung. Aus- und Weiterbildungsteilnehmende können außerordentliche Vereinsmitglieder werden, können in der Mitgliederversammlung mit abstimmen und als stimmberechtigte Beisitzer*innen in den Vorstand gewählt werden. Unsere Haltung des Miteinanders unter Kolleg*innen zeigt sich auch im Nebeneinander von Psycholog*innen und Ärzt*innen, von Praktizierenden der tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapie sowie in gemischten Intervisionsgruppen und Fallseminaren.

Unser Miteinander fußt in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext und sucht Verbindungen auch über unsere Institutsgrenzen hinaus.

Schweben psychodynamische Verfahren in anderen Sphären? Ist das nicht alles hoch spekulativ?

Traditionell legen psychodynamische Theorien ihren Fokus auf subjektive Fantasien, und dabei sind Realitäten manchmal etwas kurz gekommen. Der Einseitigkeit kann am besten entgegengewirkt werden, indem „Miteinander“ auch nach Außen gelebt wird. Dies drückt sich z.B. in unserem versorgungsnahen und interdisziplinären Selbstverständnis aus, in unserer Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Forschung (Studienteilnahme, Veröffentlichungen, Forschungs-AG, störungsbezogene Ansätze), in unserer gemeinsamen Reflexion von gesellschaftlichen Entwicklungen (z.B. AG Gender und Psychotherapie), in unserem Angebot an öffentlichen Veranstaltungen (Vorträge, "Filme auf der Couch" in Kooperation mit Mitgliedern kooperierender Institute) und nicht zuletzt in unseren Bestrebungen, Familie und Ausbildung miteinander vereinbar zu gestalten. Wir sind ein Institut der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie e.V. (DGPT) und halten entsprechend hohe Qualitätsstandards ein. Durch Kooperationen ist es möglich, eine gruppenanalytische bzw. gruppenpsychotherapeutische Weiterbildung gemäß Standards der Deutschen Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie (D3G) am PIN zu absolvieren. Wir sind sehr aktiv in der Berufspolitik auf Ebenen der Fachverbände, der Berufskammer und im Rahmen von institutsübergreifenden Kooperationen. Nicht zuletzt üben wir durch unseren professionellen Umgang mit ethischen Fragestellungen und Beschwerden gemäß der DGPT-Ethikleitlinien Transparenz nach innen und nach außen aus.

Im Miteinander sind wir ein wachsendes Aus-, Fort- und Weiterbildungsinstitut, ein lebendiger und offener Verein und aktive Teilnehmende an der psychotherapeutischen Versorgung in Mittelfranken. Seien Sie herzlich willkommen bei uns!